Frankreichs Fernbus-Liberalisierung ist da
Neuerungen und Marktanteile im Überblick
Pressemitteilung vom 10.08.2015 als PDF hier herunterladen.
Eine wichtige, aber in den deutschen Medien bisher kaum beachtete Entscheidung der französischen Regierung tritt heute in Kraft: Der Fernbusmarkt in Frankreich ist nun liberalisiert.
Bisher galt auf innerfranzösischen Relationen die Einschränkung, dass Fahrgäste innerhalb Frankreichs nur im Rahmen einer internationalen Buslinie befördert werden durften, wenn mindestens 50% der Fahrgäste ins Ausland fuhren. Durch die Fernbusliberalisierung ist nun auch die Beförderung auf nationalen Buslinien erlaubt, sofern die Haltestellen mindestens 100km voneinander entfernt liegen.
Auch in Deutschland existiert eine ähnliche Regelung, um den ÖPNV zu schützen: Zwar liegt die Grenze in Deutschland bei 50km und ist damit deutlich niedriger, doch durch einen Ausnahmeantrag bei der französischen Regulierungsbehörde ARAFER werden auch Kurzstrecken möglich sein.
„Wir rechnen in nächster Zeit mit einem sprunghaften Anstieg der Buslinien in Frankreich, da die Fernbus-Anbieter oberhalb der 100km-Grenze sofort loslegen können“, freut sich Martin Rammensee, Geschäftsführer von der Fernbus-Suchmaschine busliniensuche.de, und führt weiter aus: „Mit Kurzstrecken ist im Oktober zu rechnen, sobald die ARAFER nach einer zweimonatigen Bearbeitungszeit die ersten Anträge auf Kurzstrecken bewilligt.“
2013 wurden in Frankreich gerade einmal 110.000 Fahrgäste im Fernbus befördert [Ref.1], doch schon ab 2016 rechnet die französische Regierung mit bis zu fünf Millionen Fahrgästen pro Jahr [Ref.2]. Der Fernbus könnte sich damit wie in Deutschland schnell als günstige Alternative auf dem bisher von Zug und Mitfahrgelegenheiten dominierten, französischen Verkehrsmarkt etablieren.
Marktanteile der Fernbus-Anbieter in Frankreich
Derzeit konkurrieren in Frankreich sechs Fernbus-Anbieter auf den innerfranzösischen Relationen, im Folgenden sortiert nach relativem Marktanteil basierend auf der Anzahl der angebotenen Relationen in Frankreich (Stand 10.08.2015, Methodik siehe [Ref.3]:
- Eurolines/Isilines (59,6%)
- Starshipper.com (22,7%)
- Alsa (13,9%)
- iDBUS (1,9%)
- megabus.com (1,2%)
- FlixBus (0,7%)
Relative Marktanteile auf Basis innerfranzösischer Relationen - Grafik CC-BY busliniensuche.de
Eurolines Frankreich, eine Marke der Transdev-Gruppe, bietet bereits seit 2011 internationale Buslinien an. Starshipper.com, ein Zusammenschluss von französischen Busunternehmern, und iDBUS, ein Tochterunternehmen der SNCF, folgten in 2012. Alsa kann im Rahmen seiner internationalen Linien bereits innerfranzösische Relationen anbieten – jedoch meist in einer geringen Frequenz.
Während sich Alsa über den französischen Fernbusmarkt bisher bedeckt hält, sind die Ambitionen der restlichen Fernbus-Anbieter groß: Unter der neuen Marke Isilines betreibt Transdev seit Juli 2015 bereits einen, aufgrund der Gesetzeslage noch „unregelmäßigen“, nationalen Linienverkehr. Laut Transdev sollen weitere 40 Linien folgen [Ref.4]. Megabus.com hat indessen bereits neue Linien angekündigt und wird voraussichtlich die existierenden, internationalen Buslinien in Frankreich öffnen. Auch iDBUS plant, bis September 2015 80 weitere Busse auf die Straße zu bringen [Ref.5]. Schließlich plant auch FlixBus, Marktführer in Deutschland, sein Streckennetz in Frankreich auszubauen und ist seit 2015 mit aktuell 3 innerfranzösischen Relationen in Frankreich vertreten.
Die Green Parrot GmbH betreibt mit www.busliniensuche.de das führende Übersichts- und Vergleichsportal für Fernbusse in Deutschland und unterstützt über eine Million Nutzer im Monat, das Fernbus-Angebot in Preis und Komfort vergleichen zu können. Unter www.busradar.fr steht für Frankreich nun auch eine eigene Suchmaschine in französischer Sprache zur Verfügung.
Für den Verkehrsclub Deutschland (VCD) ist busliniensuche.de „die erste übersichtliche Internetseite zur Suche von Fernbusverbindungen“. Neben dem Internetportal im Web gibt es die Busliniensuche mittlerweile auch als App für iOS, Android und Windows Phone.
Weiterführende Informationen
Weiterführenden Informationen zur Fernbus-Liberalisierung in Frankreich finden Sie in diesem Blog-Beitrag (z.B. zum Misstrauensvotum im französischen Parlament).
Pressekontakt - für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:
Ansprechpartner: Martin Rammensee
Tel.: +49-(0)721-8514-6851
E-Mail: [email protected]
Quellennachweise
- REF.1: Quelle: Autorité de la Concurrence http://www.autoritedelaconcurrence.fr/pdf/avis/14a05.pdf
- REF.2: Quelle: Franz. Regierung via Presseunterlagen http://www.economie.gouv.fr/files/files/PDF/DP_loi-activite_091214.pdf
- REF.3: Methodik: Nur innerfranzösische Relationen berücksichtigt, Strecken nur einmal gewertet (auch wenn in beide Richtungen bedient), mehrere Haltestellen in einer Stadt zusammengefasst. Relationen, die von Alsa und Eurolines in Kooperation vertrieben werden (z.B. Aix-en-Provence <-> Perpignan), werden zu Eurolines gezählt. Ergebnis in absoluten Zahlen: Eurolines/Isilines 257, Starshipper.com 98, Alsa 60, megabus.com 5, iDBUS 8, FlixBus 3
- REF.4: Quelle: http://bfmbusiness.bfmtv.com/entreprise/autocars-transdev-va-lancer-une-quarantaine-de-lignes-des-que-possible-851925.html
- REF.5: Quelle: http://www.europe1.fr/economie/idbus-la-sncf-lancera-80-autocars-le-2-septembre-1358674